Erfolg oder Misserfolg in meiner neuen Führungsrolle?

Wann war Ihr letzter Jobwechsel als Führungskraft?

Manager erleben diese spannende Herausforderung mittlerweile in immer kürzeren Abständen, im Durchschnitt heute alle 2 – 3 Jahre. Als der Neue stehen Sie natürlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit: Ihre zukünftigen Mitarbeiter und Kollegen werden wahrscheinlich erst mal vorsichtig, zurückhaltend und abwartend reagieren. Neugierig werden Ihre Aktionen beobachtet. Sie sind das Gesprächsthema Nr. 1 beim Mittagessen: Kennst Du ihn von früher? Wie ist er so? Was hat er vor? Was wird er wohl verändern?

Die berühmten ersten 100 Tage – sie sind kriegsentscheidend für den Erfolg oder Misserfolg Ihrer neuen Aufgabe: Beziehungssignale werden aufgefangen und interpretiert, Eindrücke, Meinungen bilden sich. Das Porzellan, das Sie am Anfang zerschlagen, ist hinterher kaum oder nur mit einem enorm hohen Energieaufwand wieder zu kitten. Planen Sie deshalb ganz gezielt Ihren Neustart. Sie haben damit die Chance,

  • die Weichen professionell auf Erfolg zu stellen,
  • souverän die ersten Bewährungsproben zu bestehen,
  • Stück für Stück in Ihrem neuen Bereich wirksam zu werden.

8 Schritte, die Ihnen helfen, auf Erfolgskurs zu kommen:

1. Bereiten Sie Ihren Antrittsbesuch vor.

Es ist ganz entscheidend, wie Sie Ihrem neuen Umfeld vorgestellt werden. Es braucht ein klares Signal des Führungswechsels, zum Beispiel durch

  • eine Veranstaltung für alle Mitarbeiter,
  • persönliches Begrüßen und Vorstellen bei jedem einzelnen,
  • einen Brief mit Foto, dort wo es persönlich zeitnah nicht möglich ist.

2. Finden Sie die Erwartungen Ihres Umfeldes heraus.

Klären Sie die Erwartungen aus den verschiedenen beruflichen Perspektiven, zum Beispiel mit Ihrem neuen Vorgesetzten, den Kollegen, Mitarbeitern, Kunden etc. Hören Sie aufmerksam zu, um nicht nur die offen ausgesprochenen Erwartungen zu identifizieren, sondern auch jene, die zwischen den Zeilen stehen. Und nicht zu vergessen: die Erwartungen aus Ihrem privaten Bereich. Dazu gehören der Partner, Kinder, enge Freunde und nicht zuletzt natürlich auch Sie selbst.

3. Lernen Sie Ihren neuen Bereich kennen.

Finden Sie durch Gespräche Antworten auf Fragen, wie zum Beispiel:

  • Was sind die konkreten Geschäftsfelder/-prozesse?
  • Welches sind die akuten Themen?
  • Wer sind meine Kunden, Lieferanten usw.?
  • Auf welche Ressourcen kann ich zurückgreifen?
  • Wie kann die Kultur meines neuen Bereiches beschrieben werden (Arbeitsverständnis, ungeschriebene Gesetze, Werte, Rituale …)?
  • Was sind die Erfolgsstories der Vergangenheit?
  • Welche Veränderungen sind notwendig (Prozesse, Struktur, Mitarbeiter, …)?

4. Erarbeiten Sie eine Ziellandschaft.

Der Schriftsteller Günter Radtke sagte einmal: „Der Mensch ist ein zielstrebiges Wesen, aber meistens strebt es zu viel und zielt zu wenig.“ Also: Nehmen Sie sich Zeit, systematisch Ihre Ziellandschaft aufzubauen. Berücksichtigen Sie dabei die vier Dimensionen: Aufgaben – Team – Mitarbeiter – meine persönlichen Ziele. Formulieren Sie Ihre Ziele präzise und messbar, und führen Sie regelmäßig einen Soll-Ist-Abgleich durch.

5. Erstellen Sie Ihr Führungsprofil.

Hier geht es darum, die eigenen Ressourcen möglichst effektiv einzusetzen. Ihre Stärken sind Ihr Kapital. Bringen Sie sich gezielt dort ein, wo Sie Ihre Stärken ausspielen können. Suchen Sie sich kompetente Partner bei den Themen, wo Sie Ihre Schwächen sehen. Gehen Sie konstruktiv mit Ihren Defiziten um, und überlegen Sie sich Ihre persönlichen Entwicklungsmaßnahmen.

6. Analysieren Sie Ihr Netzwerk.

Wichtige Kontaktpersonen herausfinden und die Beziehungen analysieren ist ein wesentlicher Erfolgsgarant bei der Übernahme einer neuen Führungsfunktion. Wo finden Sie Ihre Schlüsselbeziehungen? Suchen Sie sie auf allen Ebenen. Es können Mitarbeiter, Kollegen, Vorgesetzte, Lieferanten usw. sein. Nicht zu vergessen Ihr Vorgänger und die enttäuschen Mitbewerber.

7. Initiieren Sie Veränderungen.

Planen Sie Ihren Veränderungsprozess sorgsam, in dem Sie

  • einen guten Kommunikationsplan entwickeln,
  • Ihre ersten Botschaften „inszenieren“ – weder zu früh noch zu spöt – zu einem besondern Anlass, mit unerwarteten Mitteln usw.,
  • die Emotionen berücksichtigen – sie sind genau so wichtig wie das Thema und machen Musik aus Ihrer Strategie,
  • aufmerksam und proaktiv mit negativen Stimmungen und Stolpersteinen umgehen.

8. Geben Sie eine Regierungserklärung ab.

Nachdem Sie sich einen gründlichen Überblick über Ihren neuen Verantwortungsbereich verschafft haben, kommt der Moment, vor die Mannschaft zu treten und eine erste Bilanz zu ziehen. Nehmen Sie sich Zeit, Ihre Regierungserklärung vorzubereiten. Überlegen Sie sich, WAS Sie Ihren Mitarbeitern sagen möchten und vor allen Dingen auch WIE Sie Ihre Botschaften formulieren. Worte können uns motivieren, inspirieren, begeistern. Sie können uns aber auch jegliche Energie rauben, mutlos machen und unter Druck setzen.

Und noch ein bewährter Praxistipp zum Schluss:

Nehmen Sie in Ihren ersten 100 Tagen die Haltung eines Forschers ein, der in ein fremdes Land kommt und unbekannten Boden betritt. Erforschen Sie Ihren neuen Bereich. Das schaffen Sie am besten, in dem Sie

  • aufmerksam zuhören, Fragen stellen, beobachten und viele Gespräche führen,
  • auf verbale und nonverbale Signale, offene und verdeckte Botschaften achten,
  • Anregungen wertschätzend aufnehmen, Interesse zeigen und sich zu keinen vorschnellen Aktionen hinreißen lassen.

Viel Erfolg beim Forschen wünscht Ihnen

Gabriele Mair


 
 
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